Naundorf
bei Forst/Lausitz

Ersterwähnung von Naundorf

In einer Urkunde vom 16. Oktober 1544, die selbst nur als Abschrift aus dem 17. Jahrhundert erhalten ist, erstmalig erwähnt. In ihr bestätigen Äbtissin, Priorin und Konvent des Benediktinerinnenklosters vor Guben, dass sie gewisse Entschädigungsgelder für die auf Befehl Kaiser Ferdinands verpfändeten Klosterbesitzungen erhalten. Unter ihnen auch von Heinrich von Heinrich von Polenz jährlich 80 Gulden für Naundorf.

Wann das Kloster das Dorf erworben hat, eventuell bereits im 14. Jahrhundert, lässt sich nicht mehr feststellen, da das Kloster selbst im Hussitenkrieg 1429 zerstört wurde und jüngere Urkunden bei der Auflösung des Klosters im Jahre 1564 restlos verloren gingen. Das geht aus einem Schreiben des Staatsarchivs Potsdam vom 04.03.1987 hervor.

1635 erhielt der Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen die Lausitz mit Naundorf. 1657 wurden die Herrschaften Forst und Pförten durch Ferdinand von Biberstein vereinigt. 1740 erwarb der kurfürstliche Minister Heinrich Reichsgraf von Brühl Pförten und die Dörfer um Forst. 1815 kam die Lausitz zu Preußen und wurde Bestandteil der Provinz Brandenburg.

Schule

Schule auf einer Postkarte

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Jugend des Dorfes vom alten Schneider Hampel, der aus Strega stammte, in Grenz Hause, westlich der Kirche gelegen, nur das Lesen gelehrt.

Hampels Nachfolger in Handwerk und Amt wurde sein Pflegesohn Britze (Großvater des Maschinenbauers Gottlieb Britze), der wie jener nicht schreiben konnte.

1836 trat in Sacro an die Stelle des pensionierten Schullehrers Franke der ordentliche Lehrer Schicholt. Seitdem wurden die Naundorfer schulplichtigen Kinder in Sacro eingeschult.

In den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts war die Schule mit mehr als 200 Schülern derart überfülllt, dass der bereits lang gehegte Wunsch, eine eigene Schule zu gründen, in Angriff genommen wurde. Mehrjährige Verhandlungen zwischen der königlichen Regierung, dem Patronat und der Gemeinde führten endlich zu dem Beschluß, die geplante Schulgründung auszuführen. Im Frühjahr 1884 wurde der Grund gelegt und im September der Bau vollendet und vom Lehrer bezogen.

Am 11. Oktober 1884 fand in Gegenwart des Schulvorstandes Herrn Ortsvorsteher Görtz und Bauer Kottlock, des bisherigen Lehrers der Kinder, Herrn Kunert, und fast aller Hausväter des Ortes durch die Herren Kreisschulinspektor Superintendant Stange und Lokal-Schulinspektor Pastor Reimann die feierliche Einweihung der Schule statt. In diesem Jahr zählte Naundorf ca.230 Einwohner und 43 schulpflichtige Kinder.

Zum ersten Lehrer wurde Otto Tzschachmann berufen. Nachfolger wurde ab 17. Januar 1887 der Lehrer Konzack und blieb es bis September 1929.

Straßenbau

In den Jahren 1898 bis 1900 wurden große Teile der Dorfstraße gepflastert. Ausgehend von dem bereits vorhanden Pflaster wurde 1898 an der Kaupschen Gasse bis zum Hause des Häuslers Gottlieb Paulig mit den Plasterarbeiten begonnen, im Jahre 1899 bis zum Stall des Bauern und Gemeindevorstehes Franz Mudrack fortgesetzt und im Mai 1900 bis zum Gehöft des Bauern Christian Kottlock abgeschlossen. Fünfzig Meter blieben noch. Im Ganzen waren es 1.050 Meter, wovon 850 Meter in den letzten 3 Jahren gepflastert wurden.



Brand in der Maschinenfabrik


Am Sonntag, den 5. Juli 1908, brach gegen Mitternacht in der landwirtschaftlichen Maschinenfabrik von G. Britze in der Tischlerei im Obergeschoß des Gebäudes ein Feuer aus. Es wurde entdeckt, bevor es sich über das gesamte Gelände ausbreiten konnte. Das Löschen gestaltete sich schwierig, denn von außen hinderten die eisernen Fenster und innen war undurchdringlicher Rauch. Durch den Rauch wurden mehrere Feuerwehrleute ohnmächtig. Ein Vordringen zum eigentlichen Brandherd wurde unmöglich. Als man auf beiden Seiten des Gebäudes die Fenster einschlug entstand eine große Gefahr für das gesamte Gebäude, da nun Zugluft das Feuer richtig entfachte. Schließlich gelang es mit Hilfe der telefonisch herbeigerufenen Feuerwehren von Sacro, Bohrau und Briesnigk das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Der entstandene Schaden wurde durch den Besitzer G. Britze auf 700 bis 800 Mark geschätzt. Als Ursache vermutet wurde Brandstiftung durch einen entlassenen Gesellen. Doch die eingeleitete Untersuchung blieb erfolglos.


Naundorf und die Luftfahrt

Im August 1913 hatten die Bewohner von Naundorf und der Umgebung zum ersten Mal Gelegenheit Luftfahrzeuge aus der Nähe zu betrachten und zu bewundern. Zur Rosenausstellung in Forst, diedort von Mitte Juni bis Oktober stattfand, sollte am 24. August das Zeppelin-Luftschiff "Hansa" erscheinen. Bei seiner Einreise nahm es seinen Weg dicht an unserem Orte, nur etwa einen Kilometer über die dortige Feldscheune (westlich von Neu-Sacro), vorbei. Viele Bewohner strömten dorthin, um das Luftschiff möglichst nah von unten zu betrachten und unter großen Jubel über sich hinwegfahren zu lassen.


Wenige Tage später, am 29. August 1913, früh um 9 Uhr, landete am Naundorf-Forster-Weg bei Neu-Sacro ein Eindecker. Wer Zeit hatte, lief wieder hin. Natürlich auch der Lehrer Konzack mit den Schulkindern. Der Führer des Flugzeuges war der dänische Flieger Jensen, der auf seinem Eindecker "Clement Baygard" einen Flug von Paris nach Petersburg unternahm, um sich damit um den Pomery-Pokal zu bewerben. Vor wenigen Tagen in Paris aufgestiegen, war er glücklich bis Johannistal bei Berlin gekommen. Von dort wollte er Breslau erreichen, erflog sich aber und ist nach Peterswaldau in Schlesien gelangt. Dort stieg er zum Weiterflugauf und kam nach Horno, wo er wegen Benzinmangels notlanden mußte. Da er dort kein Benzin bekommen konnte, wollte er nach Forst fliegen, um in der Nähe zu landen. Zahlreiche  Menschen hatten sich auf dem Landungsplatz angesammelt. Der Flieger war offensichtlich sehr erfreut über die Unterstützung, die von Seiten der Anwesenden bei seinen Vorbereitungen zum Weiterfluge zuteil wurde. Kurz nach 11 Uhr setzte sich das Flugzeug in Bewegung. In einer Höhe von 100 bis 150 m führte über der angesammelten Menschenmenge noch 2 gelungene Schleifen aus und verschwand in Richtung Osten.

Neubau des Gemeindehauses

Nach dem Rezesse (ortsüblicher Vergleich) der Gemeinde Naundorf vom 28. November 1845 besitzen die Bauern, Gärtner* und Büdner* ein so genanntes Hirtengrundstück. Dieses besteht aus einem Haus und einen daneben gelegenen Garten. Das alte Hirtenhaus, später Gemeinde- und Wächterhaus genannt, weil nicht der Nachtwächter darin wohnte, wurde im Jahre 1750 erbaut. Da es sehr baufällig geworden war, wurde in einer Versammlung vom 21. September 1924 von den betroffenen Interessenten (nicht der Gemeinde) ein Neubau für das Jahr 1925 beschlossen. Am 19. Januar 1925 erfolgte der Abbruch des Hauses aus Lehmfachwerk. Bereits am folgenden Tage wurden die ersten Spatenstiche zum Neubau getan. Der Kostenanschlag für den Neubau belief sich auf 687 Mark. Ausgeführt wurden die Arbeiten durch den Maurermeister Paul Moik aus Eulo. Die Aufsicht lag in den Händen des Gemeindevorstandes (Gemeindevorstand Gärtner Alfred Ratthei Nr. 11, Schöffen Bauer Emil Mesche und Büdner Max Zarnisch Nr.16). Die Kosten des Baues mußten von allen Interessenten zu gleichen Teilen aufgebracht werden. Bei dem großen Geldmangel so kurz nach der Inflation und den noch sehr hohen Zinssätzen der Banken und Kassen (18 bis 24 %) verursachte bei manchem  Besitzer Schwierigkeiten. Darum sollten die ersten Kosten durch Abholzung der Sandgrube gedeckt werden. Der restliche Teil durch allmähliche Abzahlung. Als neuer Wächter zog der Schneider August Konrad, ein aus Posen vertriebener Deutscher, ein.

Abriß des Gemeinde- und Wächterhauses im Januar 1925

*) sind Besitzer kleiner, sie nicht völlig ernährender Parzellen

Anschluß Naundorfs an das Stromnetz

Zur großen Freude der Einwohner von Naundorf brannte am 9.September 1920 zum ersten Mal das elektrische Licht im Ort. Im August 1919 hatte man mit dem Bau des Ortsnetzes begonnen. Der Bau erfolgte unter Aufsicht des Kreises durch die Firma Siemens-Schuckert aus Berlin.


Grab eines "Sächsischen Trompeters"